„Alles, was gelehrt werden kann, ist nicht der Mühe wert, gelernt zu werden.“
Laotse

Der Begriff der Didaktik ist hier genau genommen falsch, denn eine Didaktik beschreibt die Theorie und Praxis des Lehrens. moveo·ergo·sum beschreibt im Unterschied dazu die Kunst des Stimulierens, des Gestaltens und des Führens natürlicher Lern-, Leistungs- und Entfaltungsprozesse.

Um sowohl einer natürlich-entfaltenden Auseinandersetzung mit den Phänomenen dieser Welt als auch der Ausbildung einer grundlegenden Basis von Wahrnehmen, Bewegen und Handeln gerecht zu werden, ergeben sich aus „didaktiktischer“ Sicht  Forderungen und Konsequenzen zur Vorgehensweise, die einem Paradigmenwechsel gleichkommen. Zum einen ist es die Konfrontation mit angemessenen Fragestellungen (Aufgaben und Herausforderungen) als Voraussetzung für Entfaltungsprozesse, denn kein Lehrer, sondern die Gesetzmäßigkeiten eines Systems vermitteln Kompetenzen (Stichwort aus der Philosophie: Entelechie). Zum anderen ist es die aktive Gestaltung und Akzentuierung – „die Art und Weise“ – des Übens. Dazu sind im Konzept moveo·ergo·sum auf der Ebene der Methodik Übungsbausteine und Übungsprinzipien formuliert, die Schritt für Schritt ein Einsteigen in die Materie und Arbeitsweise ermöglichen.

Am Beispiel des Radfahren-Lernens:

Die „Bewegungskunst“, ein Fahrrad zu führen, lässt sich sehr wohl lernen – aber vermitteln, beibringen oder „lehren“ nicht. Auf und im Lernweg werden mithilfe der Übungsbausteine immer wieder neue Akzente gesetzt durch Einbeziehung zum Beispiel der Atmung, der Beidseitigkeit, der Aufmerksamkeit, der Imagination, der Musikalität oder auch darstellender Elemente – um nur einige zu nennen.
Die Übungsprinzipien stellen den natürlichen und „philosophischen“ Charakter sicher – u.a. sind dies: Bewegung ist Balance, Gewandtheit vor Geschicklichkeit, Vom Ganzen zu Teilen, Auch machen statt Nachmachen, Unmittelbarkeit vor Projektion oder der Gebrauch von affirmativen Formulierungen. In diesen Übungsprinzipien spiegeln philosophische, psychologische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse wider.
Das akzentuierende, differenzierende und „prinzipientreue“ Vorgehen auf der konkreten Ebene des Machens schafft Unterschiede, stellt mannigfaltige Erfahrungen bereit, eröffnet Leistungsfelder, garantiert Bewegungen sowie Beweglichkeit und Kapazitäten für Wahrnehmungen, gewährleistet Authentizität, Individualität und vermeidet Ängste.
Angemessene Aufgaben vorausgesetzt, „vermittelt das Rad höchstpersönlich“ die Kunst und Kompetenz, Rad zu fahren; Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit stellen sich ein – Präsenz und Souveränität sind die Folge bzw. das „Ergebnis“.